04.08.2019
Geburtshilfe und Hausarztversorgung

Die Freien Wähler setzen sich für den Erhalt der Geburtshilfe im Krankenhaus Vilsbiburg ein. So lautet jedenfalls das Gesprächsergebnis auf das sich die Freien Wähler in der letzten  Monatsversammlung im Juli zu der aktuellen Meldung über die Personalprobleme in der Geburtshilfeabteilung im Krankenhaus Vilsbiburg verständig haben. Einem Medizinischen Versorgungszentrum in der Innenstadt stehen sie prinzipiell nicht ablehnend gegenüber.

Erhalt der Geburtshilfe am Krankenhaus Vilsbiburg: Der FW-Vorsitzende Sebastian Haider wunderte sich darüber, dass die Meldung von der möglichen Schließung der Vilsbiburger Geburtshilfe so ohne große Proteste verkündet wurde.  „Zwar kommen diese Sorgen alle paar Jahre wieder auf“, sagte er, aber der Landkreis und der Landrat standen bisher eisern hinter der Geburtshilfe am Krankenhaus Vilsbiburg. Aus eigener Erfahrung weiß er, dass die Geburtshilfe in Vilsbiburg anerkannt ist und viele Mütter sehr zufrieden sind und das familiäre Umfeld sehr loben. „Auch meine Frau hat hier entbunden und fühlte sich gut aufgehoben“.  Leider, so Bürgermeister Helmut Haider, der als Kreisrat über Hintergrundinformationen verfügt, reichen 230 Geburten im Jahr aber nicht aus, für die Hebammen lohnt sich die Arbeit im Kreißsaal nicht. „Was kann man schon verdienen wenn weniger als eine Geburt am Tag stattfindet“, sagte Helmut Haider. Die Folge ist, dass die Hebammen lieber die lukrative Vor- und Nachsorge übernehmen. Damit ergibt sich ein ernstes rechtliches Problem, weil laut Gesetz bei jeder Geburt eine Hebamme dabei sein muss. Das zweite rechtliche Problem ergibt sich aus dem Ärztemangel: mit nur einem Arzt kann keine 24-Stunden-Bereitschaft sichergestellt werden. Spontangeburten können daher nicht mehr ausreichend medizinisch versorgt werden, „der Landrat als Chef von LaKuMed kann die Verantwortung dafür nicht mehr übernehmen“, führte der Kreisrat aus und warb um Verständnis für den Landrat.  Dass man die Geburtshilfe nicht mehr will kann daher so nicht sagen. „Denn von der Gynäkologie am Krankenhaus  Achdorf verstärkt jetzt der Chefarzt Dr. Rieger das Team und junge Fachärzte sollen den Dienst zeitweise in Vilsbiburg ableisten“, sagte Haider.

Das eigentliche Problem liegt aber daran, dass zu wenige Geburten in Vilsbiburg stattfinden.  Wieso das so ist, da kann man nur Vermutungen anstellen. Viele junge Frauen gehen zur Entbindung zum Beispiel an das Klinikum in Landshut oder nach Achdorf. Daher sehen es die Freien Wähler als zwingend an, vor einer möglichen Schließung der Geburtshilfe verstärkt Gespräche zu suchen und professionelle Werbung zu machen. Der hebammengeführte Kreißsaal bietet doch eine Geburt in entspannter Atmosphäre. Sowas müsste doch bei den jungen Frauen ziehen, da das Modell anerkannt und von den Hebammen begrüßt wird!  Man muss nur an einem Strang ziehen.

Stadtrat Josef Sterr äußerte seine Sorge um die Folgen einer möglichen Schließung der Geburtshilfe. Im Hinblick auf das jüngste Bertelsmann-Gutachten, wonach jedes zweite Krankenhaus zu viel ist und geschlossen werden sollte, hat Sterr große Bedenken, ob das Krankenhaus Vilsbiburg Bestand haben wird.  Bürgermeister Helmut Haider konnte aber Beruhigen „Der Landkreis investiert aktuell einen zweistelligen Millionenbetrag in das Vilsbiburger Krankenhaus, da ist eine Schließung ausgeschlossen“. Christine Koj stellte richtig, dass die Bertelsmann-Studie in erster Linie auf die Bestandsdichte in den großen Städten abzielt und das flache Land gesondert betrachtet werden muss. Aber diese Meldung wurde in den Medien nicht verbreitet.

Hausärzteversorgung : Der Ärztemangel hat auch den Stadtrat beschäftigt. Vorsitzender Sebastian Haider berichtete vom Vortrag des Büros Dostal über den fehlenden Hausärztenachwuchs auf dem Land. Schon jetzt gibt es im südlichen Landkreis Gemeinden ohne Hausarzt und auch in Vilsbiburg sind rechnerisch 2,5 Hausarzt-Praxen unbesetzt. „Das Problem“, so Sebastian Haider, „wird sich in den kommenden 10 Jahren noch verschlimmern“. Der Trend geht dahin, dass junge Ärzte die Arbeit in einer Einzelpraxis wegen der hohen Arbeitsbelastung ablehnen und vor allem  Ärztinnen aus Gründen der Lebensplanung oft in Teilzeit arbeiten wollen. Der Wunsch nach geregelten Arbeitszeiten, Urlaub und einer Festanstellung ohne betriebswirtschaftliches Risiko ist bei Jungärzten weit verbreitet.

Die Lösung besteht in so genannten Mehrbehandler-Praxen. Das sind oft Gemeinschaftspraxen oder Medizinische Versorgungs Zentren (MVZ). Das Büro Dostal könnte für die Stadt eruieren, ob die Voraussetzungen für ein MVZ bei den Hausärzten gegeben sind und die notwendigen Schritte zur Gründung einer Mehrbehandler-Praxis einleiten.

Für die Freien Wähler und Bürgermeister Helmut Haider kommt aber kein MVZ in kommunaler Trägerschaft in Frage, sondern mit Unterstützung der Stadt beispielsweise ein privat geführtes MVZ das sich in der Innenstadt etabliert. Von Stadtrat Sebastian Huber kam der Vorschlag, vor dem Eintritt in eine Planungsphase zuerst mit der kassenärztlichen Vereinigung zu sprechen und Informationen einzuholen.