26.02.2019
Gespräch mit Europakandidatin Annette Walter-Kilian

 

Vilsbiburg, 21.02.2019

„Demokratie wird in Europa vorbildlich gelebt", sagte Annette Walter-Kilian und machte beim letzten Bürgergespräch der Freien Wähler Vilsbiburg deutlich, dass sie überzeugte Europäerin ist. Sie ist Kandidatin der Freien Wähler für die Europawahl am 26.Mai und will sich in Brüssel für mehr Demokratie und Mitbestimmung zu Europafragen einsetzen.

Eigentlich als Vorstellungsgespräch zum Kennenlernen geplant, entwickelte sich sehr schnell eine rege Diskussion über die Vorteile und Schattenseiten der Europäischen Union. Man merkte, dass das  Thema Europa für die  Freien Wähler besonders wichtig ist, zumal die kommende Europawahl durch egoistische, populistische und nationalistische Strömungen besonders brisant ist.

Die 54 jährige Annette Walter-Kilian betreibt in Landshut eine physiotherapeutische Praxis, ist in vielen Gremien der Freien Wähler, sogar bundesweit, aktiv und will sich als Europakandidatin dafür einsetzen, dass aus unseren Regionen ein starkes Europa geformt wird. Wohlgemerkt nicht umgekehrt! Als Botschafterin des Landkreises, Niederbayerns und Bayerns will sie sich in Brüssel dafür einsetzen, dass  das Handwerk, die Landwirtschaft und der Mittelstand gestärkt werden und gleichzeitig unsere Traditionen erhalten bleiben.

Ihr besonderes Interesse gilt zwar dem Gesundheitssektor, derzeit sieht sie aber eine gemeinsame europäische Außenpolitik als die wichtigste Aufgabe an. „Gemeinsam stark nach außen, nach innen aber die föderalen Strukturen stärken“, ist ihre Devise, um gegen Protektionismus a la Trump zu bestehen.

Meinrad Ettengruber sprach in der beginnenden Diskussionsrunde die prekären Arbeitsverhältnisse an. „Ihr müsst den Leuten, die von ihrer Arbeit nicht leben können und weniger als 10 Euro in der Stunde bekommen, helfen“, forderte er Walter-Kilian auf, denn die haben später auch wenig Rente und fallen in die Altersarmut. „Qualität statt billig und faire Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt sind den Freien Wählern sehr wichtig, um Lohndumping zu bekämpfen“, sagte Walter-Kilian. Das Prinzip, gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort soll innerhalb der EU gestärkt werden. Eine Europäisierung unserer Sozialsysteme und  missbräuchliche Einwanderung in unsere Sozialkassen wollen die Freien Wähler auf alle Fälle verhindern.

Thomas Koj kritisierte die Ungerechtigkeiten im Steuersystem der europäischen Länder. „Wie kann es sein, dass globale Firmen beispielsweise in Irland verschwindend geringe Steuern bezahlen, Irland aber gleichzeitig Fördermittel der EU bekommt?“ fragte er provozierend.  Walter-Kilian stimmte zu, dass es eine gerechtere Besteuerung innerhalb Europas geben muss, die Rahmenbedingungen sind so zu gestalten, dass  Google und Co. angemessene Steuern bezahlen, und Steuerschlupflöcher geschlossen werden. Gleichzeitig setzen die Freien Wähler auf Deregulierung und Bürokratieabbau „dort, wo es den Bürgern nützt“, ergänzte sie. „Europa ist schon O.K., aber wir dürfen uns nicht zu Tode regulieren.“

Für niemand ist die europäische Integration in Zukunft so wichtig wie für die Jugend, es muss daher gelingen, dass diese Wählergruppe zur Wahl geht. Stadtrat Karlheinz Hiller wollte wissen, mit welchen Themen Annette Walter-Kilian junge und mittelalte Wählerschichten ansprechen will. Offene Grenzen, gemeinsamer Markt und Frieden seit 70 Jahren gehört für die Jugend zum Normalzustand. Es gibt aber Beschränkungen in der Anerkennung von Bildungsabschlüssen, auch das Studium im Ausland sollte verbessert werden, erklärte Annette Walter-Kilian. Manfred Eberl konnte dazu aus eigener Erfahrung berichten, dass derzeit ein Studium in einem europäischen Ausland  nur an sehr teuren Privatschulen möglich ist. Zu einem europäischen Bildungsraum gehören nach Meinung der Europakandidatin auch die Rückkehr zum Diplom- und Magister-Abschluss, der Erhalt des Meisterbriefs und die Förderung der Digitalisierung, sowie die Führungsrolle Europas im 5G-Markt.

Uta Loos brachte das Gespräch auf den weltweiten Klimawandel, die europäische Integration und den Beitritt der Türkei. Hier wurde Annette Walter-Kilian sehr konkret: „Ich achte die Türken und ihre Kultur sehr, aber ich bin gegen eine Aufnahme  der Türkei Erdogans in die EU!  Die Regierung dort erinnert mich an schlimmste Zeiten in Deutschland.“

Stadtrat Sebastian Huber äußerte seine Sorge, dass sich Populisten in das EU-Parlament wählen lassen, Diäten kassieren und die EU von innen her aushöhlen und abschaffen, “dagegen muss man etwas tun!“ Der Druck muss von demokratischen Kräften kommen, wir müssen dagegenhalten, so Walter-Kilian. Sie begrüßt es, wenn die EU  Mitgliedstaaten zum Beispiel Polen oder Ungarn verklagt, wenn sie Europarechte verletzen.

„Besonders wegen des anstehenden Brexits, der nicht spurlos an uns vorbeigehen wird,  ist es wichtig, dass die Leute zur Wahl gehen und die demokratischen Kräfte im Europaparlament stärken“, schloss sie die Diskussionsrunde ab.